Nicht in der Klage verharren

In unterschiedlichen Farben aber gleichem Geist stehen Johanniter und Malteser gemeinsam am Altar; Bildquelle: Lukas/Malteser

Wennigsen (mhd). Die berührende Klage zu Gott angesichts des verheerenden Hochwassers an der Ahr stand im Zentrum der 16. Ökumenischen Gerhardsvesper, zu der sich am Mittwochabend, 13. Oktober, Mitglieder des evangelischen Johanniter- und des katholischen Malteserordens mit ihren jeweiligen Hilfsdiensten schon zum 16-mal in der Klosterkirche Wennigsen trafen.

„Alles wurde mir genommen. Alles! Weggespült das, was ich mein Leben nannte.“ So heißt es im „Ahr-Psalm“ aus dem Sommer 2021, den der Priester Stephan Wahl vor wenigen Monaten gedichtet hat. Wahl, der selbst aus dem betroffenen Landkreis Bad Neuenahr/Ahrweiler stammt, hat in diesen Versen die Verzweiflung der Betroffenen, aber auch die Hoffnung auf einen guten Gott in Worte gefasst. „Halte du mich aus! Und halte mich, Ewiger! Halte mich!“. So endet der moderne Psalm, den die Vespergemeinde in Wennigsen gemeinsam betete. Zugleich bat Bischof Dr. Michael Wüstenberg in seiner Predigt aber auch, den Blick in die Zukunft zu richten und nicht bei der Klage zu verharren. Nur so könne man die Lähmung überwinden, sagte Wüstenberg, langjähriger Bischof einer südafrikanischen Diözese und derzeit Diözesanseelsorger der Malteser.

Die Liturgie wurde geleitet von Pfarrer Dr. Wichard von Heyden aus Gehrden, Ortsverbandspfarrer der Johanniter Unfallhilfe (JUH) Deister, und Diakon Thomas Müller, Diözesanreferent für Malteser Pastoral. Prof. Dr. Ulrich Riedl als Kantor sowie Barbara von Witzleben an der Orgel sorgten für die musikalische Untermalung.

Aufgrund der Coronapandemie musste die Gerhardsvesper im vergangenen Jahr ausfallen. In diesem Jahr kamen mit rund 130 Besuchern etwas weniger als in früheren Jahren. Auch Mitglieder befreundeter Orden waren dabei. Daneben bestimmten wieder die Fahnen und die auffällige Dienstbekleidung der Sanitäter beider Hilfsdienste das farbenprächtige Bild. Beim anschließenden Empfang im Klostersaal gab es reichlich Gelegenheit, einander kennen zu lernen.

Friedrich von Oertzen vom Johanniterorden und Maximilian Freiherr von Boeselager, Diözesanleiter der Malteser in der Diözese Hildesheim, initiierten 2005 die erste gemeinsame Gerhardsvesper der Regionalgliederungen beider Orden, um an die gemeinsamen Wurzeln von Maltesern und Johannitern zu erinnern. Seitdem findet die Vesper jährlich am 13. Oktober, dem Namenstag des gemeinsam verehrten Seligen Gerhard, in der Klosterkirche von Wennigsen statt. Die Predigt wird im jährlichen Wechsel von einem katholischen und evangelischen Prediger gehalten.

Der Malteserorden wurde im 11. Jahrhundert unter dem Namen des Heiligen Johannes in Jerusalem gegründet und erhielt erst später seinen heutigen Namen. Während die Malteser nach der Reformation katholisch blieben, spaltete sich ein evangelischer Zweig ab, aus dem die Johanniter entstanden. Malteser und Johanniter haben somit die gleichen Ursprünge.


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